1973: Ganzsache und Sonderstempel des 1. Großtauschtags und die ablehnende Haltung der Stadt

1.200 Sonderumschläge wurden für den „1. Gelsenkirchener Großtauschtag mit Briefmarken-Werbeschau“ am 23. September 1973 gedruckt und angeboten. Auf dem Briefumschlag abgebildet war auf der linken Seite eine Briefmarke aus dem Jahre 1868 mit dem Gelsenkirchener Nummernstempel 474.

Der Sonderumschlag samt Sonderstempel für den „1. Gelsenkirchener Großtauschtag mit Briefmarken-Werbeschau“.

Eigentlich sollte den Sonderstempel das kreisrunde Gelsenkirchener „G“ zieren, doch das Werbeamt der Stadt erteilte wegen Bedenken zum Urheberrecht dafür keine Erlaubnis. Stattdessen wurde ein stilisierter Briefumschlag im Stempel als Motiv verwendet. Die Kosten für die Stempelerstellung betrugen 342,06 DM.

Auch für die Nutzung des Stadtwappens auf der Titelseite des Programms gab es keine Genehmigung seitens des Hauptamtes der Stadt. Als Alternative wurde dann eine Briefmarke der Bundespost Berlin aus dem Jahre 1962 mit dem Berliner Schloss gewählt. „Jetzt werben wir gegen unseren Willen für Berlin“, zitierte die Westdeutsche Allgemeine Zeitung den damaligen Kassierer des Vereins Alfred Spanka.

Ein Grußwort des Oberbürgermeisters für das Programmheft wurde von der Stadt ebenfalls abgelehnt. Auch wurde kein offizieller Vertreter des Rates für die Eröffnung der Veranstaltung entsandt. Die Begründung war in der Westfälischen Rundschau kurz vor der Veranstaltung zu lesen: „Die Veranstaltung hat keine überörtliche Bedeutung“ zitierte der Vorsitzende Wilhelm Jedinski die Stadt.

Besucher auf dem „1. Gelsenkirchener Großtauschtag mit Briefmarken-Werbeschau“ im Hans-Sachs-Haus am 23. September 1973. Foto: Vereinsarchiv.


Doch die Stadtverwaltung täuschte sich gewaltig. Über 1.100 Besucher wurden im Hans-Sachs-Haus am 23. September auf der neunstündigen Veranstaltung gezählt. Sie kamen nicht nur aus dem Ruhrgebiet und NRW, sondern auch aus Süddeutschland angereist. Die Tombola war schon mittags ausverkauft, die Sonderumschläge fanden reißenden Absatz. Im Sonderpostamt herrschte Hochbetrieb, über 8.000 Mal musste die Beamten den Sonderstempel aufbringen.