Privatposten hat es immer schon gegeben. Sie sind älter als die amtlichen Postanstalten, welche sich die Herrscher dieser Welt später vorbehielten. In der Provinz Westfalen waren nach dem alten königlich-preußischen Postrecht neben der Königlichen Post nur sieben Privat-Post-Unternehmen zugelassen. Diese Zahl ist in Anbetracht der wirtschaftlichen und industriellen Bedeutung dieses Landes sehr gering. Private Postanstalten gab es in folgenden Orten: Bielefeld, Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Hagen in W., Münster und Schwerte.
Gelsenkirchen, mit damals 31.582 Einwohnern, bekam am 26. Juli 1897 eine Privat-Postanstalt. Das ist aus alten Akten der Deutschen Reichspost, aber auch aus alten Zeitungen ersichtlich. In einer Gelsenkirchener Zeitung stand folgende Anzeige:


Inhaber dieser „Privat-Brief-Beförderungs-Anstalt-Gelsenkirchen“ waren der Schreiner Daniel Glaubnitz und der Tagelöhner Christoph Sentinus (früher Handelsmann), beide wohnhaft in Essen. Der Betrieb muss wohl völlig unwirtschaftlich gewesen sein, denn nach einigen Monaten wurde der Privatpostbetrieb verkauft.


Text: Privat-Brief-Beförderung; Datum im Steg.
Im November 1897 wechselte die Privatpost ihren Besitzer. Es war Heinrich Möller aus Ückendorf, der den gesamten Betrieb, einschließlich Briefmarken, übernahm und auch weiter benutzte. Da unberechtigter Markenverkauf bestand, sah sich Möller zu Kontrollaufdrucken veranlasst. Er ließ im November 1897 alle Briefmarkenkreuzweise mit einem violetten Stempel mit dem Ortsnamen Gelsenkirchen überstempeln. Später wurden diese Marken nochmals mit verschiedenen Buchstaben gestempelt. Möller stellte den Privatpost-Betrieb am 21. Februar 1898 ein.
Briefmarken der Privat-Brief-Beförderungsanstalt Gelsenkirchen:








2 Pfg. und 3 Pfg. Marken erhielten einen andreaskreuzartigen Stempelaufdruck des Namens Gelsenkirchen.


Später wurden alle kreuzweise gestempelten Marken mit einem Kontrollbuchstaben zusätzlich gestempelt: C E F G H. Von der gezähnten 2 Pfg.-Marke graulila wurde ein Bogen (100 Stück) in schwarzem Buchdruck, waagerecht, mit dem Ortsnamen Gelsenkirchen überdruckt. Eine Rarität.
Irrtümlich in den Briefkästen der Reichspost eingeworfene Karten und Briefe wurden nicht befördert und nach einer Lagerzeit vernichtet.
Die letzte Nachricht über die Privat-Brief-Beförderungsanstalt Gelsenkirchen stand am 23. Februar 1898 in der Emscher-Zeitung:
